Edda Seidl-Reiter

Edda Seidl-Reiter sitzt in ihrem gemütlichen Atelier in Julbach am Webstuhl. Kunst in all ihren Facetten bestimmt den Raum – ebenso wie alle Aspekte des Lebens der geborenen Wienerin: Malerei, Textilkunst, Sprache, Musik – Edda Seidl-Reiter ist in allen Bereichen der Kunst zu Hause, sogar mit einem Künstler, dem Bildhauer Erwin Reiter, verheiratet. „Die verschiedenen Bereiche der Kunst sind wie ein melodiöses Schwingen, das mein Tun fortwährend inspiriert und prägt. Ich bin immer auf der Suche nach dem, das es noch nicht gibt.“, verrät die Wahl-Oberösterreicherin. Eine Suche, auf die sich die Absolventin der Akademie für Angewandte Kunst schon früh begeben hat, so stellte sie zum Beispiel bereits 1961 bei der Biennale in Sao Paulo einen gewebten Teppich in der Größe 1,20 x 1,70 Meter aus. „So eine Arbeit hat sich damals vor mir überhaupt noch keiner angetan“, lacht Edda Seidl-Reiter. Ihr Markenzeichen sind die gedrehten Fäden. Wie die ebensolchen roten durchziehen sie ihr gesamtes Werk, das sich von Fotostickereien über die künstlerische Be- und Überarbeitung einer Brucknermesse, der Kreation von Schmuck und Messgewändern, dem Verweben von Objekten bis hin zu ihren bekannten Gobelins und Bildern spannt. Immer wieder thematisiert die international bekannte Künstlerin in ihren Werken den Kreuzweg. „Jeder Mensch steht im Laufe seines Lebens vor Kreuzungen, Knotenpunkten. Der Knoten kann als Sinnbild dienen, der Faden geht einen Umweg, schreitet plötzlich in neuer Gestalt hervor. So ist es auch mit dem Leben, das nach einer Kreuzung zu neuem Glück verwoben wird“, philosophiert die Künstlerin. Ja, Edda Seidl-Reiter hat ein Talent dafür, Strukturen aufzuzeigen und Kraft zu geben. Ihr Weg des Mitteilens bleibt das Textile – und auch das Texturale, so zum Beispiel mit der Veröffentlichung ihres Buches „Alles ist Weben“.